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Jean-Marc Lalanne sprach mit Abdel Kechiche in LIBÉRATION |
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JML: War VOLTAIRE IST SCHULD leicht zu verwirklichen? |
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AK: Ich habe das Drehbuch schnell geschrieben, 1995. Aber die Finanzierung nahm viel Zeit in Anspruch. Ich habe das Projekt beim CENTRE NATIONAL DU CINÉMA eingereicht und eine Hilfe zum Umschreiben erhalten und dann Geld für ein Versuchsstück, also eine Summe, um einen kleinen Teil zu verwirklichen. Es ist immer schwer, einen ersten Film zu machen. Es hat mehrere Jahre gedauert, um alle für eine Produktion notwendigen Bedingungen zu erfüllen. Danach, zum Ausgleich, habe ich den Film sehr schnell, in nur sechs Wochen abgedreht. |
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JML: Die Inszenierung stellt die Schauspieler in den Mittelpunkt. Wie bereiten Sie die Szenen vor? |
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AK: Ich habe das Buch, die Dialoge, die Figuren für die Schauspieler geschrieben. Dies ist ein reiner Schauspielerfilm. Die Inszenierung sollte ganz einfach sein, niemals auffallen. Nur nicht auf Stil machen! Ich passe die Aufnahme und den Schnitt den Bewegungen der Akteure an. Sie werden nie am Boden plaziert und brauchen sich nie mit der Kadrierung zu beschäftigen. Selbst für unbewegte Einstellungen wollte ich, dass die Kamera auf der Schulter getragen wird, um sich den Schauspielern falls nötig zu nähern. Genauso habe ich bei der Montage systematisch die Aufnahmen bevorzugt, in denen mir die Schauspieler am besten erschienen. |
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JML: Haben die eingeschränkten Mittel Sie gezwungen, auf etwas zu verzichten? |
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AK: Ich wollte neun Wochen Dreharbeiten und bekam sechs, ich wollte drei Kameras und bekam nur eine, ich wollte ein Stück in Tunesien und es ging nicht. Ich wünschte mir eine Fussballszene, wir hatten nicht genug Spieler... Aber ich kenne das vom Kino nicht anders. Man versucht, so wenig wie möglich vom Gewünschten abzuweichen. |
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JML: Die Ausgangsidee war, einen Schwarzarbeiter zu zeigen, der nicht als Opfer erscheint? |
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AK: Ich wollte von keiner meiner Figuren, dass sie ein Opfer ist! Vielleicht ganz besonders von Jallel, das stimmt, um ein anderes Bild vom Maghrebiner im französischen Film zu entwerfen, der oft auf Strassenjunge oder Opfer festgelegt wird. Selbst wenn das, was er durchmacht, mit seiner Identität zusammenhängt, sollte seine Persönlichkeit sich nicht darauf beschränken. |
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JML: Waren Sie nicht versucht, die Figur von Jallel selber darzustellen? |
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AK: Niemals. In einem gewissen Sinn habe ich sie durchs Schreiben schon dargestellt. Ich war Jallel, ich habe die Geschichte an seiner Seite entdeckt. Dann erleben zu dürfen, wie ein Schauspieler Jallel wird, ihm einen Körper, eine Existenz gibt, das war ein schöner Lohn. Ich war froh, dass die Persönlichkeit von mir auf einen anderen überging, als Sami Bouajila auftrat, der wirklich ein hervorragender Schauspieler ist. |
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JML: Ihre Art, die Inszenierung den Bewegungen der Schauspieler unterzuordnen, Ihre Freude an der Truppe, erinnern an John Cassavetes. |
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AK: Wenn ich drehe, denke ich niemals an andere Filme oder bestimmte Aufnahmen. Die Filme von Cassavetes waren für mich niemals Kult. Der Regisseur, den ich am meisten beobachtet habe, über den ich am meisten nachgedacht habe, das ist Ozu. Wenn ich einen seiner Filme sehe, beeindruckt mich das sehr, das schüchtert mich sogar ein. |
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JML: Waren Ihre Erfahrungen als Schauspieler beim Film für Sie Schuljahre? |
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AK: Bei allen Dreharbeiten habe ich etwas dazu gelernt. Auch meine Arbeit als Bühnenschauspieler hat mir sehr geholfen, diesen Film zu machen. Aber nichts nährt mein Kino mehr als das Leben. Zum Beispiel: Seit fünf Minuten beobachte ich, wie Sie Ihre Hand mit der Zigarette hinter dem Rücken verbergen, weil Sie mich unbewusst nicht beeinträchtigen wollen. Obwohl ich Ihnen gerade eben gesagt habe, dass ich den Duft von Tabak mag! Nun, von dieser kleinen, amüsanten Geste werde ich vielleicht eines Tages Gebrauch machen, um die übermässige Verlegenheit eines Rauchers vor einem Nichtraucher zu charakterisieren. Es sind diese Beobachtungen direkt aus dem Leben, die mich zum Schreiben anregen. |
Weitere Gespräche |
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Auszüge aus dem Pressegespräch mit Abdel Kechiche sowie Gespräche mit Elodie Bouchez, Sami Bouajila und Aure Atika gibt es im Pressetext |
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