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Film-Archiv

Über die Entstehung von TANGERINE L.A.
Nach seinem SXSW 2012-Hit STARLET mit Dree Hemingway als Porno-Darstellerin, die sich mit einer alten, einst von Hollywood-Starruhm träumenden Frau verbündet, wollte Regisseur Sean Baker wieder einen Film machen, der ohne Vorurteile auf Individuen blickt, die vom kulturellen Mainstream gern an den Rand gestellt werden. STARLET war für seine wertfreie Haltung zu Arbeitern im Pornogewerbe gelobt worden, nun wollte Baker in seinem nächsten Vorhaben TANGERINE ebenso sachlich an eine andere Subkultur herangehen. „Mark Duplass hatte mich gefragt, ob ich eine Idee zu einem neuen Filmkonzept hätte“, so Baker. „Ich kam gerade vom New Zealand Film Festival zurück, wo ich STARLET vorgestellt hatte, und war von den dort gesehenen Filmen sehr inspiriert.“ Daher war Baker auf das Angebot zur Zusammenarbeit von Duplass, einem sehr aktiven Schauspieler, Regisseur, Autor und Produzenten der Indie-Szene, gut vorbereitet.
Baker hatte sich vor kurzem mit Mya Taylor angefreundet, einer afro-amerikanischen Transgender-Frau, die er im LGBTQ-Zentrum in Hollywood getroffen hatte. „Mya kannte sich in der Gegend gut aus, hatte lebendige Geschichte zu erzählen und den Wunsch, als Schauspielerin aufzutreten. Sie hatte bereits Erfahrungen mit künstlerischen Auftritten, und so war uns klar, dass wir jemanden gefunden hatten, mit dem wir arbeiten wollten.“ Dazu Taylor: „Sean war echt süß, und er sagte gerade heraus, was er von mir wollte. Das hat mich für sein Vorhaben eingenommen. Ich bin sehr offen, was meine persönlichen Erlebnisse angeht.“
Die Gegend von Los Angeles, in der Mya lebte, nahe der Kreuzung von Santa Monica Blvd und Highland Ave, Standort von Donut Time, sollte die Kulisse für die Handlung werden. Baker: „Die Gegend ist berüchtigt für ihre illegalen Aktivitäten, besonders Prostitution und Drogen. Also beschlossen mein Ko-Autor Chris Bergoch und ich, diese Welt zu erforschen – wir wussten von meinen früheren Filmen, dass das eine aufwändige Recherche werden würde. Wir sagten Duplass, dass wir einen persönlichen Film machen wollten, der in dieser Gegend spielte, und er gab uns grünes Licht.“
Mit Duplass als Produzent an Bord stürzten sich Baker, Bergoch und Taylor in die Recherche der kriminellen Aktivitäten in ihrer Gegend und freundeten sich schließlich mit einer Reihe von Transgender-Prostituierten an. Schon bald arbeiteten die Drehbuchautoren an einer Geschichte, die Fahrt aufnahm, als Taylor sie ihrer Freundin Kitana Kiki Rodriguez vorstellte. Die Dynamik zwischen den beiden Frauen beeindruckte Baker sehr: „Kiki war eine Ratgeberin und Fürsprecherin für Transen und mit der Gegend sehr vertraut. Mya und Kiki hatten eine Kameradschaft, die hatte das Zeug zu einem perfekten Duo, ich konnte mir die beiden auf der Leinwand vorstellen. Und so sagte ich ihnen, dass ich einen Film mit ihnen beiden machen wollte!“
Taylor willigte sofort ein, im Film zu spielen. „Als ich Sean begegnete, durchlebte ich gerade eine schwierige Zeit. Ich hatte gerade mit meiner Umwandlung angefangen. Wenn man bedenkt, dass ich immer ein Entertainer sein wollte, wie hätte ich da eine solche Gelegenheit ausschlagen können!“ Nachdem sie mehrere Erzählideen mit Taylor und Rodriguez besprochen hatten, fanden Baker und Bergoch schließlich zu einer Geschichte, die ihnen filmisch einleuchtete. „Kiki und Mya legten größten Wert auf Realismus – sie wollten zeigen, wie das Leben für Frauen in dieser Gegend ist“, so Baker. „Aber der Film sollte auch lustig sein, etwas, das sie selbst sehen wollten. Also wollte ich bei diesem Film einen neuen Ton ausprobieren – der beobachtende, voyeuristische Stil meiner bisherigen Filme wäre hier nicht der richtige Ansatz gewesen. Ich wollte einen Weg finden, die Zuschauer am Chaos im Leben der Figuren teilhaben lassen.“
Die Story von TANGERINE L.A.
Rodriguez spielt Sin-Dee, eine Trans-Prostituierte, die gerade nach kurzem Aufenthalt aus dem Gefängnis entlassen wird. Taylor spielt Alexandra, Sin-Dees beste Freundin, die Sängerin sein möchte. Auch sie ist eine Trans-Prostituierte. Als Sin-Dee aus dem Gefängnis kommt, erfährt sie, dass ihr Freund und Zuhälter Chester sie mit einer echten Frau betrogen hat. Dieser Anfang war aus dem Leben gegriffen, so Baker: „Kiki erzählte uns eine Geschichte von einem Mädchen, einer Trans-Prostituierten, die herausfand, dass ihr Freund mit einer biologischen Frau schlief. Sie war so wütend, dass sie das Mädchen finden und sie und ihren Freund zur Rede stellen wollte. Das wurde zu unserem Ausgangspunkt, weil es unmittelbar dramatisch ist und uns auf eine Reise schicken würde.“
Der Film – der an Heiligabend spielt – folgt von da an Sin-Dee und Alexandra, deren Wege sich trennen. Für Sin-Dee geht es an diesem Tag nur um eine Sache: sich an dem Mädchen zu rächen, mit dem sie Chester betrogen hat, und Chester zur Rede zu stellen. Allerdings wird schon früh eine dritte Geschichte eingeführt: die eines armenischen Taxifahrers, Ramzik (Karren Karagulian), bei dem zunächst nicht bekannt ist, was er mit den Frauen zu tun hat. „Karren ist ein großartiger Schauspieler. Es gibt in Los Angeles eine große armenische Gemeinde, und als ich Karren von meinem Film erzählte, fingen wir an zu überlegen, wie wir eine armenische Nebenhandlung einbauen könnten. Am Ende hatten wir eine Besetzungsliste voller armenischer Stars, die ganzen klassischen Schauspieler aus der armenischen Filmwelt.“ Diese Stars spielen Ramziks Familienmitglieder. Was Karagulian an Baker schätzt: Er darf bei ihm seinen Instinkten vertrauen. „Sean lässt mich den Figuren etwas von mir geben“, erklärt Karagulian. „Über die Jahre haben wir ein großes Vertrauen zueinander entwickelt, und darum denken wir oft das gleiche.“
Mit der Zeit wird dann klar, welche Verbindung zwischen Ramzik und den Frauen besteht: Ramzik ist einer ihrer treusten Kunden. „Ramzik ist ein Familienmensch, der ganz genau um seine Verantwortung weiß, aber er lebt auch ein Doppelleben“, erklärt Karagulian. „Er hat ein persönliches und natürliches Begehren entdeckt, das in der heutigen Gesellschaft meist nicht akzeptiert ist, besonders wenn man Frau und Kind hat. Und erst recht würde so eine Lebensweise in seinem Heimatland abgelehnt. So steckt er in der Falle zwischen zwei Welten und ist gezwungen, ein geheimes Leben zu führen.“
Für Bakers Erzählabsicht war es entscheidend, Ramzik erst als Menschen vorzustellen, bevor seine heimliche sexuelle Vorliebe enthüllt wird. „Es ist wichtig, den Zuschauern die Gelegenheit zu geben, der Figur im Alltag näher zu kommen, um sich mit ihr identifizieren zu können. Ich glaube, Ramzik hat es auch mit einer Sucht zu tun, und wir wollten zeigen, wie ein Tag verläuft, wenn man nach etwas süchtig ist. Wer schon mal in seinem Leben mit einer Sucht zu tun hatte, der kennt diese Last des Begehrens und dann das Gefühl der Belohnung.“ Ramziks „Belohnung“ kommt in einer berührenden Szene, als er mit Alexandra eine sexuelle Begegnung während der Autowäsche hat – eine Szene, die die Intimität und gemeinsame Geschichte der beiden Charaktere offenlegt. „Alexandra ist ein Profi und sie weiß genau, was sie tut, sie kann nicht nur Ramzik, sondern auch die Zuschauer glauben lassen, dass es sich um mehr als eine geschäftliche Transaktion handelt“, erklärt Baker. „Das gehört zur Sexarbeit. Man kann es aber auch anders sehen. Es gibt viel Einsamkeit auf den Straßen von Los Angeles und ich wollte zeigen, dass die beiden eine Geschichte haben – auch wenn es nur eine Geschäftsbeziehung ist, fühlen sie sich doch wohl beieinander.“
Während Alexandra ihre Begegnung mit Ramzik hat, findet Sin-Dee endlich Dinah (Mickey O’Hagan), die Frau, mit der sie Chester betrogen hat. Sin-Dee überfällt Dinah und entführt sie, um sie zu Chester zu bringen und ihn zur Rede zu stellen. Baker: „ Wir wussten von Anfang an, dass wir diese Szene aggressiv haben wollten. Sie ist brutal, gefährlich, und das wollten wir einfangen. Es ist ein Balanceakt – wir wollten die Sympathie des Publikums für Sin-Dee nicht aufs Spiel setzen, aber wir wollten realistisch bleiben. Ich wollte sehen, wie weit wir gehen können, ohne das Publikum zu verlieren.“
Allerdings machen Sin-Dee und Dinah zunächst noch Halt bei einem Club, in dem Alexandra in dieser Nacht singt. Das gibt einen starker Kontrapunkt: Sin-Dee und ihre Gefangene sitzen still in einem Nachtclub und Alexandra singt ruhige Lieder in einem fast leeren Raum. In dieser Szene wechselt der Film für einen Augenblick von einer nervösen, aggressiven Tonlage zu Schönheit und Frieden. „Der Moment ist fast surreal“, erklärt Baker. „Wir sind fast im Kopf von Alexandra während der Szene. Das Licht wechselt, die Stimmung wechselt, die Bildgestaltung wechselt, und plötzlich sehen wir Alexandra ziemlich so, wie sie im Scheinwerferlicht auf der Bühne gesehen werden will. Wir machten das so, weil wir die Ruhe im Chaos finden wollten. Ausserdem konnte Mya dem Publikum auf diese Art zeigen, was sonst noch in ihr steckt. Sie ist eine tolle Schauspielerin, aber sie ist auch eine Sängerin. Als wir noch am Drehbuch schrieben, sagte sie uns, dass sie im Film einen Auftritt als Sängerin haben wollte.“ Taylor: „Diese Szene machte viel Spass, ich war in meinem Element. Ich sitze auf der Bühne in diesem roten Kleid und singe das Lied, und es ist wie ein natürliches High, ich schwebte auf einer Wolke, weil ich so aufgeregt war. Das Lied war langsam und zart wie ein Wiegenlied, es führte mich zurück an einen besonderen Ort, und dann hebt Alexandra den Blick und sieht Sin-Dee da sitzen – das ist herzerwärmend.“
Dieser herzerwärmende Augenblick ist jedoch die Ruhe im Auge des Sturms – kurz danach kommt es zur Auseinandersetzung von Sin-Dee, Alexandra und Dinah mit Chester im lokalen Donut-Laden. Und obendrein werden Ramzik und seine Familienmitglieder in das Streitgespräch verstrickt, in dem die vielen Konflikte des Films gipfeln. Der Dreh der chaotischen Szene war, erinnert sich Ransone, selber eine chaotische Erfahrung: „Unser Drehort war ein Donut-Laden am Santa Monica Boulevard, der nicht abgesperrt wurde, also kamen zwischen den Takes Kunden herein. Viele sonderbare Hollywood Meth-Typen schlichen rein und raus. Man musste viele kleine Stückchen für diese Szene zusammensetzen. Das verrückteste war: Es war die Nacht der Golden Globes, und die Globes wurden keine fünf Blocks weiter verteilt!“
Baker: „Wir wollten, dass sich der Kreis schließt… der Höhepunkt ereignet sich am gleichen Ort, an dem der Film beginnt. Für mich gibt es nichts Aufregenderes, als wenn gegnerische Charaktere alle an einem Ort aufeinandertreffen. Ich war selbst schon dabei, wie Konflikte in Donut Time aufbrachen und das Drama, eng wie der Laden ist, sich hochschaukelte. Ich wusste, das wird eine Übung in kontrolliertem Chaos, und noch bevor die Story stand, wussten wir, dass diese Szene der Höhepunkt sein würde!“
TANGERINE L.A. UND DAS iPHONE
Zu den visuell eindrucksvollsten Aspekten des Films gehört sein Look, körnig und doch sehr gesättigt, was die Bilder mit Spannung erfüllt. Auch wenn man es auf den ersten Blick vielleicht nicht sieht – Baker und sein Bildregisseur Radium Cheung haben den Film tatsächlich auf iPhones gedreht! Baker: „Gerade war das iPhone 5S mit seiner besseren Kamera herausgekommen. Also überlegten wir, wie uns das iPhone helfen könnte. Uns wurde klar, dass es dafür gut sein könnte, Debütschauspieler zu filmen, weil es sie und die auf der Straße aufgegriffenen Komparsen nicht einschüchtern würde. Wir würden heimlich filmen können. Unser Fussabdruck würde sehr klein sein. Aber ich wollte natürlich auch unbedingt schöne Bilder für die große Leinwand schaffen, also haben wir anamorphotische Linsen benutzt. Es waren Prototypen von einer Firma namens Moondog Labs, die uns die Prototypen ihrer anamorphotischen Adapter fürs iPhone gab. Niemand zuvor hatte so gedreht. Und darüber hinaus habe ich den Film in der Postproduktion heftig bearbeitet, um ihm wirklich diesen einzigartigen Look zu geben.“ Cheung war auch ganz begeistert von diesen neuartigen Adaptern: „Sie waren großartig für das, was wir vorhatten, sie verwandeln Handykameras in echte anamorphotische Aufnahmegeräte. Dadurch bekamen die Bilder einen viel klassischeren Film-Look. Wir hatten solches Glück, dass die Prototypen gerade zu diesem Zeitpunkt entstanden und uns zur Verfügung gestellt wurden!“