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Frederick Wiseman |
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Frederick Wiseman, geboren am 1. Januar 1030, ist Film- und Bühnenregisseur. |
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Er hat bisher 37 Dokumentar- und zwei Spielfilme gedreht. Seine gefeierten Dokumentationen schildern die Condition Humaine in universalen Institutionen: Schulen und Kasernen, Bühnen, Klöstern und Gerichten. |
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Sein Verzicht auf manipulative Interviews und Kommentare ehrt den Zuschauer als Komplicen. An der Comédie Francaise hat Wiseman zuletzt HAPPY DAYS von Samuel Beckett inszeniert. |
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Wiseman hat einen BA am Williams College und einen LBB an der Yale Law School gemacht. Seine Filme haben zahlreiche Auszeichnungen gewonnen und er ist Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters. |
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Filmographie |
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1967 |
Titicut Follies |
1968 |
High School |
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1969 |
Law and Order |
1969 |
Hospital |
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1971 |
Basic Training |
1972 |
Essene |
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1973 |
Juvenile Court |
1974 |
Primate |
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1975 |
Welfare |
1976 |
Meat |
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1977 |
Canal Zone |
1978 |
Sinai Field Mission |
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1979 |
Manoeuvre |
1980 |
Model |
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1982 |
Seraphita’s Diary |
1983 |
The Store |
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1985 |
Racetrack |
1986 |
Blind |
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1986 |
Deaf |
1986 |
Adjustment and Work |
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1986 |
Multi–handicapped |
1987 |
Missile |
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1989 |
Central Park |
1989 |
Near Death |
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1991 |
Aspen |
1993 |
Zoo |
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1994 |
High School II |
1995 |
Ballet |
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1996 |
La Comédie-Française ou L’Amour Joué |
1997 |
Public Housing |
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1999 |
Belfast, Maine |
2001 |
Domestic Violence |
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2002 |
Domestic Violence 2 |
2002 |
La Dernière Lettre |
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2004 |
The Garden |
2006 |
State Legislature |
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2009 |
La Danse - Le Ballet de l’Opéra de Paris |
2010 |
Boxing Gym |
Frederick Wiseman, geboren am 1. Januar 1930 in Boston, ist Film- und Theaterregisseur. LA DANSE ist sein 38. Werk. |
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In seinen Dokumentationen zeichnet Wiseman ein Portrait von Institutionen und öffentlichen Einrichtungen Nordamerikas: von Schule und Krankenhaus über Gefängnis und Kommunalverwaltung bis zum Gericht. |
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Nach dem Abschluss eines Jurastudiums in Yale betrieb er seinen Beruf ohne besonderen Eifer. Die Wende kam 1964, als er für Shirley Clarke den Film THE COOL WORLD produzierte. Es war eine Offenbarung und er entschloss sich, fortan selbst Filme zu drehen, schneiden und produzieren. Nur drei Jahre später kam sein erster Dokumentarfilm auf die Leinwand: TITICUT FOLLIES, der mit scharfem Blick verheerende Zustände in einem Krankenhaus für geistig behinderte Straffällige beleuchtet. |
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Seit diesem Werk hebt sich Wiseman von seinen Zeitgenossen ab: Seine Filmen brauchen weder Interviews noch hinzugefügte Musik und verzichten auf erklärende Kommentare und chronologische Abfolge. Vielmehr drückt er sich in thematischen Sequenzen aus, die den Sachverhalt durch Gegenüberstellung und Vergleich erfassen. Er bietet eine Art Rohsicht und überlässt es dem Betrachter, sich eine eigene Meinung zu bilden. Den Ton nimmt Wiseman grundsätzlich selbst auf, der Kameramann wird von ihm durch Zeichen dirigiert, und den Schnitt behält sich wiederum Wiseman vor. |
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Nach seinem ersten Film TITICUT FOLLIES dreht Frederick Wiseman im Jahresabstand eine Serie von Dokumentationen, in denen er die "Regeln des Zusammenlebens" anhand von großen Institutionen der amerikanischen Gesellschaft studiert, darunter HIGH SCHOOL (1968), LAW AND ORDER (Polizeikommissariat) und HOSPITAL (1969), JUVENILE COURT (Jugendgericht, 1973) und WELFARE (Sozialwesen, 1975). |
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Während dieser Zeit verwirklicht Wiseman auch zwei Dokumentationen über unser Verhältnis zur Tierwelt. PRIMATE (1974) und MEAT (1976) beschreiben wissenschaftliche Tierversuche und die Massenhaltung von Tieren, die der Schlachtbank und dem Verzehr geweiht sind. Diese bemerkenswerten Filme die zeigen exemplarisch die Herangehensweise, die sein gesamtes Werk kennzeichnet: der Blick auf das Phänomen der "Institution" und deren komplexes Verhältnis zum "Theater des Lebens". |
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In MODEL (1980) und THE STORE (1983) setzt sich Wiseman dann mit dem Konsumverhalten der Gesellschaft auseinander. Wie in jedem seiner Filme nimmt er sich in langen Einstellungen die Zeit zuzuhören und zuzusehen. Mit feiner Beobachtungsgabe, Leidenschaft und bissigem Humor taucht er in die Welt der Mannequin-Agenturen und großen Mode-Tempel von Neiman Marcus ein. |
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1989 erschafft er das Monumentalwerk NEAR DEATH, ein fast sechsstündiges Werk, das die Arbeit und das Leben auf der Intensivstation des BETH ISRAEL-Krankenhauses in Boston beschreibt. Mit PUBLIC HOUSING widmet Wiseman sich 1997 dem sozialen Wohnungsbau in einem Ghetto mit überwiegend afroamerikanischer Wohnbevölkerung in Chicago, BELFAST, MAINE (1999) zeigt den Alltag einer neuenglischen Küstenstadt. |
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Die Filme DOMESTIC VIOLENCE und DOMESTIC VIOLENCE 2 aus den Jahren 2001 und 2002 beschreiben die Hauptanlaufstelle für Opfer häuslicher Gewalt und das Justizsystem in Tampa, Florida. In STATE LEGISLATURE (2006), eine Ode an das Institut der repräsentativen Demokratie und der Gewaltenteilung, porträtiert Wiseman die Arbeitsweise zweier Kammern des Parlaments von Idaho. |
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Neben seinen zahlreichen Dokumentarfilmen arbeitete Wiseman ebenso auf den Brettern, die die Welt bedeuten: der Theaterbühne. 1988 inszenierte er mit LA DERNIÈRE LETTRE einen ergreifenden Monolog über die letzten Tage einer jüdischen Mutter in einem Ghetto in der Ukraine. Seither kehrt Wiseman immer wieder ans Theater zurück, zuletzt 2006, als er OH LES BEAU JOURS von Samuel Beckett auf die Bühne der Comédie Française brachte. |
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Die Filme Frederick Wisemans wurden auf zahlreichen Festivals weltweit ausgezeichnet, darunter auch in Cannes, Venedig und Berlin. |
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