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In Altstätten, der St. Gallischen Kleinstadt im Rheintal nahe der Grenze zu Österreich, hat die titelgebende Seniorin Rosie ihren Witwen-Alltag nicht schlecht im Griff. Die eigene Gesundheit scheint ihr eher ein abstrakter Begriff, dem sie mit redlicher Routine, Alkohol- und Nikotingenuss begegnet. Ihre erwachsenen Kinder leben absorbiert in ihren jeweiligen Universen – die Tochter Sophie in unmittelbarer geografischer Nähe, der Sohn Lorenz im fernen Berlin – und kümmern sich mässig um ihre alte Mutter. |
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Als Rosie nach einem leichten Schlaganfall im Spital landet, ändert sich die familiäre Beziehungskonstellation augenblicklich. Von nah und fern eilen ihre beiden Kinder herbei und schmieden besorgt Pläne für die Zukunft ihrer Mutter. Doch die lebensfrohe Rosie rappelt sich schnell wieder auf, und kehrt in ihr gewohntes Leben zurück, wo sie sich standhaft gegen Fremdbestimmung und Altersbetreuung wehrt. Lorenz, dessen Schriftsteller-Karriere seit längerem stagniert, reist nun öfters von Berlin nach Altstätten, um sich um seine Mutter zu kümmern. Derweil nörgelt sich Sophie, die sich seit ihrer Kindheit vernachlässigt fühlt, einmal mehr ins Abseits. |
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Im rasch heraufbeschworenen Familienknatsch stehen unvermittelt alle drei vor ihren eigenen emotionalen Abgründen: Sophie muss sich ihren Verlustängsten und den massiven Anschuldigungen ihrer Mutter stellen. Rosie wird heimgesucht von den Erinnerungen an ihre unglückliche Ehe und den daraus resultierenden Seitensprüngen. Der bindungsscheue Lorenz kann seine Augen nicht mehr länger vor seiner Lebens- und Schaffenskrise verschliessen, degradiert eine sich anbahnende Liebesbeziehung einstweilig zur Affäre und kommt langsam dem Geheimnis seines verstorbenen Vaters auf die Spur. |
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Wie sich die Schleier der Vergangenheit nach und nach lüften, finden Rosie, Lorenz und Sophie ein Stück weit zu sich selber und als Familie zueinander. Am Ende wird Rosie ihren Schalk, ihre Lebensfreude, aber auch ihre Affinität für den Alkohol ins Altersheim retten. |
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Mit wohltuender Leichtigkeit aber ohne vor großen Gesten zurückzuschrecken erzählt Marcel Gisler eine bewegende Familiengeschichte, in welcher die Beziehungen zwischen der Mutter Rosie und ihren Kindern im Exposé von grundlegenden Gegensatzpaaren weit über sich hinausweisen: Daheimgebliebene und verlorener Sohn, einfache Verhältnisse und weltstädtisches Bohèmeleben, bedingungslose Paarbeziehung und Beziehungsflucht, Zukunftsängste und Hader mit der Vergangenheit. Dabei kann sich Gisler auf ein wunderbares Cast stützen. Zu Recht wurde ROSIE an den Solothurner Filmtagen von Publikum und Kritik gleichermaßen gefeiert und danach in allen relevanten Kategorien – Bester Spielfilm, Bestes Drehbuch, Beste Haupt- und Nebendarsteller – für den Schweizer Filmpreis nominiert. |
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